Offener Brief zur aktuellen Situation der Kinderbetreuung in Hofheim

In den letzten Wochen gab es verschiedene Berichte und Stellungnahmen von unterschiedlichen Seiten zur „Kita-Misere” in Hofheim. Auch im Ausschuss für Jugend, Sport, Kultur, Soziales und Integration wurde hitzig diskutiert. Wir Eltern der Bürgerinitiative „Hofheimer Kinder – Für mehr Betreuungsplätze” möchten dazu Stellung beziehen.

Die wiederholt stark abweichenden Zahlen der Kinderbetreuungsplätze in Hofheim werfen erhebliche Fragen auf. Es ist besorgniserregend, dass es scheint, als hätten die Verantwortlichen keinen Überblick über den realen Bedarf an Betreuungsplätzen. Auch wenn die nun veröffentlichten Zahlen möglicherweise den gesetzlichen Vorgaben entsprechen, bleibt unklar, wie diese zustande kommen und ob sie tatsächlich die Realität widerspiegeln. Es lässt sich auch aktuell nicht glaubhaft und transparent nachvollziehen, welcher der beiden zuletzt veröffentlichten Berichte (zum einen den von Herrn Stadtrat Köppler, zum anderen den von Herrn Bürgermeister Vogt) die aktuellen Zahlen korrekt widerspiegelt. Hier wünschen wir uns als betroffene Eltern mehr Klarheit.

Besonders kritisch sehen wir die Handhabung der Wartelisten, die Kinder, die im Laufe des Kitajahres ein oder drei Jahre alt werden, nicht berücksichtigt. Diese Praxis führt dazu, dass Familien ohne gegenwärtigen Rechtsanspruch auf einen Platz nicht eingeplant werden, obwohl zeitnah der Bedarf besteht. Hier muss der Fokus auf einer durchdachten Planung liegen, die sicherstellt, dass jede Familie mit Betreuungsbedarf tatsächlich einen Platz erhält.

Wir Eltern haben die fehlende Planbarkeit der beruflichen und finanziellen Perspektive bereits im aktuellen Berichtswesen (von Herrn Stadtrat Köppler) kritisiert und dies würde sich mit der neu vorgestellten Variante der Warteliste (von Herrn Bürgermeister Vogt) nochmals deutlich verschärfen.

Das angebliche Überangebot an Plätzen für Ü3-Kinder steht im deutlichen Widerspruch zur Erfahrung vieler Familien, die weiterhin ohne Betreuungsplatz dastehen und am 28.09.2024 in großer Zahl ihren Unmut auf die Straße getragen haben. Für diese Familien sind die fehlenden Plätze und die damit verbundene Einschränkung sowie das Recht der Kinder auf Förderung das entscheidende Problem.

Es ist auch unverständlich, dass eine sachliche Stellungnahme von fachlichen Experten – den Hofheimer Kita-Leitungen -, die seit Juli vorliegt, dem zuständigen Ausschuss nicht bekannt ist. Diese Informationen hätten die Diskussion über die aktuelle Problematik erheblich verkürzen können. Es ist an der Zeit, dass alle Beteiligten miteinander kommunizieren und gemeinsam an Lösungen arbeiten.

Bereits im April haben wir Eltern im ersten Gespräch mit dem Magistrat (Herrn Stadtrat Köppler, Herrn Bürgermeister Vogt und dem Fachbereich Kinderbetreuung) den Wunsch geäußert, dass ein runder Tisch mit allen relevanten Beteiligten stattfindet, um im guten Austausch miteinander Lösungen zu finden, die dem Interesse aller dienen. Wir Eltern der Bürgerinitiative haben in diesem Zusammenhang angeboten, an gemeinsamen konstruktiven Gesprächen teilzunehmen und sind weiterhin dazu bereit.

Wir fordern die Stadt auf, endlich einen Maßnahmenplan zu erstellen, der konkrete Lösungsansätze für die Probleme im Bereich der Kinderbetreuung enthält.

Auch wenn die Gewinnung von neuem Betreuungspersonal aktuell sehr schwierig ist, müssen gemeinsam mit den Einrichtungen (und bei Bedarf mit den Eltern) innovative Ansätze entwickelt werden, um das aktuelle Personal zu halten und neues zu gewinnen.

Die Situation ist dringend. Es ist nicht hinnehmbar, dass trotz häufiger Diskussionen in den relevanten Sitzungen keine greifbaren Ergebnisse erzielt werden. Unsere Bürgerinitiative hat festgestellt, dass sich für die betroffenen Familien weder in den letzten Jahren noch seit unserer Gründung etwas Wesentliches geändert hat. Auch bereits beschlossene Maßnahmen, wie der Container an der Bienerstraße, wurden bisher nicht umgesetzt.

Wir wünschen uns, dass die Stadt auf die freien Träger zugeht und in einer konstruktiven Atmosphäre zusammenarbeitet, um Lösungen zu finden, die sowohl die Fachkräfte als auch die Kita-Leitungen motivieren. In Zeiten von Fachkräftemangel ist es entscheidend, Hofheim als attraktiven Arbeitsplatz für Erzieher*innen, pädagogische Hilfskräfte und die Kindertagespflege zu gestalten.

In den letzten Monaten sind wir Eltern auf viele wohlwollende und engagierte Menschen in den verschiedenen Gremien der Stadt als auch in den Betreuungseinrichtungen getroffen, die unser Anliegen unterstützen und ihr Möglichstes tun, um die Lage zu verbessern. Jedoch fällt auf, dass jeder allein nicht das bewirken kann, was tatsächlich notwendig ist. Wir wünschen uns, dass alle betroffenen Interessengruppen, Betreuungseinrichtungen und der Magistrat in enger Zusammenarbeit die aktuellen Probleme jetzt angehen, um gemeinsam geeignete Lösungen umzusetzen.

Wir appellieren an alle Entscheidungsträger: Bitte keinen Wahlkampf auf dem Rücken unserer Kinder. Es ist Zeit zu handeln und nachhaltige Lösungen zu finden, um den Bedürfnissen der Familien gerecht zu werden.

Die Eltern der Bürgerinitiative Hofheimer Kinder

(Stand 15.10.2024)

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